Wie kann man eine große, unbekannte und neue Stadt am besten erkunden? Man meldet sich bei einer Freewalking Tour an. Zu deutsch, freies Laufen. Hat weniger mit der Tatsache zu tun, dass man sich selber frei in der Stadt bewegt, als dass man wie bei einem Spaziergang mit Freunden die Stadt entdeckt. Die Idee ist dabei, nicht klassisch eine Touristenführung zu machen, sondern mit einem Student, einer Studentin oder sonst wem die Stadt abseits der Toursitenpfade zu erkunden. Und wenn es einem gefällt, wirft man ein bisschen Geld in den Hut. So wie man es selber angemessen findet. Die Stadt Wien hat sich nun gedacht, Free Walking zu regulieren und nur Führungen anzubieten, die von ausgebildeten Guides durchgeführt werden. Raubt den Charm der ursprünglichen Idee komplett. Und um es noch weiter zu treiben und jeglichen Hauch von Individualität, Neugierde und Vorfreude zu nehmen, sagt einem der für Wien geschulte Tour Guide gleich im dritten Satz, dass er findet, 20 Euro seien am Ende fair. Für die 2 Stunden Touri Sightseeing mit 35 anderen. Aber gut, schön ist die Stadt trotzdem und zur Orientierung hats auch geholfen. Und soviel gegeben habe ich auch nicht....
Wien hat ja bekanntlich viele Sehenswürdigkeiten, die von der bewegten Geschichte Wiens in den letzten 200 Jahren zeugen. Das Stadtbild Wiens ist so von den Gebäuden aus diesen Jahren geprägt, dass man hinter der nächsten Straßenecke wieder etwas anderes, beeindruckendes sieht. Und Wien ist ziemlich bunt, denn die Geschichte Österreichs hat viele Menschen aus anderen Ländern nach Österreich und insbesondere Wien gebracht. Mir persönlich ist dies vor allem auf dem Naschmarkt aufgefallen, wo man eiegtnlich alles essbare dieser Erde findet und wo der Wiener (und die Wienerin natürlich), nach getaner Arbeit hingeht, das Treiben und den Ausklang des Tages zu genießen. Dieser Freitag spätnachmittag auf dem Nachsmarkt war mein persönliches Highlight meines Kurztripps. Und wenn man sich die aktuellen Debatten in Österreichs Politik (Bildung einer Konservativ-Rechten Regierung) so anschaut, kann man mit Blick auf das bunte Treiben in Wien, nicht nur auf dem Naschmarkt, gar nicht verstehen, dass diese Stadt in Österreich liegt. Zwei Tage Wien reichen also nicht um die Rolle Wiens in Österreich zu verstehen. Aber sehr wohl, um zu begreifen, warum Wien als eine der lebenswertesten Städte der Welt gilt. Trotz Kurz und Co....
Wien. Haupt- und Weltsstadt in Österreich. Ein Ort an dem Kultur, Multikulti und Geschichte auf den weltbekannten Schmäh treffen. Wien ist bunt, die Uni mitten in der Stadt, viele kleine Cafés, die die Brücke zwischen Kaffeehaus Kultur und Moderne schlagen ohne dabei die Geschichte und Tradition zu vergessen. Wien ist eine Haupstadt, auf dessen Plätzen Musikanten mit Pferdemasken musizieren. Bonaparte lässt grüßen. Das Foto ist im September entsanden und so vermutlich eines der letzten seiner Art, denn set dem 1. Oktober 2017 ist das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz (AGesVG) in Kraft. Ziel ist es Nikab und Burka zu verbieten. Es soll den Östereichern*innen wohl die Angst vor Überfremdung nehmen. Getreu dem Motto, alles was man nicht sieht, ist nicht schlimm (der Islam). Und es soll den aktuellen Ruck hin zum Nationalsimus (nicht nur in Österreich) befriedigen. Bringt den "Konservativen" bestimmt noch mehr stimmen. Wie schwachsinnig dieses in einer bunten Stadt wie Wien ist, ist denke ich offensichtlich, denn der Straßenmusikant dürfte so auch nicht mehr auftreten. Egal an wen oder was er glaubt oder besser, nicht glaubt.
Mitte September bin ich ja in der Toskana, genauer gesagt in Viareggio, gewesen. Mir ist aufgefallen, wie sehr diess kleine Stadt in der Toskana doch aus der Zeit gefallen wirkt. Unweigerlich denkt man an die guten alten Zeiten des Tourismus in den 80er Jahren, als es noch nicht üblich war my Ryanair und Co für wenige Euro durch die Welt zu fliegen, zurück. Irgendwie versprüht diese Kulisse auch seinen Charme, denn wenn die Touristen nicht mehr da sind (wie in den Sommermonaten), bleiben noch die Einheimischen zurück. Die ,die vom Meer, vom Fischfangen und -verkaufen leben. Und die, die schon auf die nächste Touristenwelle hinarbeiten. Denn diese werden den ganzen Februar in Viareggo verbringen, wenn Karneval ist. Dieses kleine Städtchen mit seinen 60.000 Einwohnern veranstaltet den drittwichtigsten Karneval nach Rio de Janeiro und Venedig (so sagt man in Viareggio).
Den Abstecher in die Toskana, nach Viareggio haben wir auch dazu genutzt, kurz nach Florenz zu fahren. Es gibt ja viele (insbesondere Italiener), die sagen, dass Rom und Florenz die schönsten Städte der Welt sind. Da ich beide noch nicht kannte, war es an der Zeit mal Florenz kennen zu lernen. Und was soll ich sagen, architektonisch ist es wirklich atemberaubend schön. Auch wenn wir nur einen Abend rumgelaufen sind, bekommt man schon einen recht guten Eindruck. Allerdings kann ich mir schwer vorstellen, wie es ist, dort zu leben. Denn es waren so viele Touristen unterwegs, dass ich mir einen Alltag dort nicht vorstellen kann. Genauso das Restaurant, in dem wir abends das bekannteste Florentiner Gericht, das Bistecca alla Fiorentina gegessen haben. Irgendwie alles schön anzuschauen, aber ein Florentiner hätte sich nie in dieses Restaurant verirrt. Das Steak war zwar ok, aber ich habe schon viel bessere in meinem Leben essen dürfen. Aber dennoch hat mir ein Detail an dem kleinen Restraurant gut gefallen, daher dieses Foto.
Typisch für die toskanische Küste am Ligurischen Meer sind die Starndbäder. Sie liegen wie an einer Perlenkette aufgereiht an der kilometerlangen Promenade. In diesem Fall verbindet die Promenade Viareggio mit Lido dei Camaiore und Forte dei Marmi. Im Grunde besitzen die meisten Strandbäder noch den Charme der späten Achtziger Jahre, was besonders in Viareggio deutlich wird. Und wenn, bereits im September, aufgrund des äußerst schlechten Wetters die Saison vorbei ist, ist die Promenade fast nur von Einheimischen bevölkert. Das verstärkt den Effekt nochmal, dass die Zeit hier stehen geblieben scheint. Genau dadurch haben diese alten Strandbäder eine ganz besondere Faszination auf mich, so ganz ohne Touristen, quasi die Ruhe nach dem Sturm....
Während Deutschland am Wochenende wählte bin ich in die Toskana gefahren. Nach Viareggio an das Mittelmeer. Eine Art Zeitreise in die späten Siebziger Jahre, in denen dieser kleine Ort mit Promenade vor Bergen, Strandbädern und viel frischem Fisch seine Hochzeit erlebte. Angefangen mit einem Negroni am Freitagabend im Clubnegroni, der seinen Wermuth für den Negroni selber herstellt, auf der Straße sitzend und mit Freunden diskutierend. Über unfassbar gutes Esseen, bei der Familie eines Freundes und einem Kurztripp nach Florenz. Bis hin zu der Rückfahrt am Sonntag abend, der von Regen und dem gespannten Warten auf die ersten Hochrechnungen geprägt war. Ich fühlte und fühle mich wie in einer anderen Zeit. Viareggio war sehr schön, es war angenehm diesen alten Charme zu erleben. Das Wahlergebnis, wenn auch vorhersehbar, setzt den Blick zurück, auf einmal werden Werte, die im Grundgesetz verankert sind, von einer rechtspopulistischen Partei im Deutschen Bundestag offen in Frage gestellt. Man will Politiker jagen und Wörter wie völkisch werden selbtverständlich wieder benutzt. Ich hätte mir gewünscht, die Vergangenheit mit dem Verlassen Viareggios wieder hinter mir zu lassen. Und trotzdem sollten wir offen bleiben, demokratisch diskutieren und allen zuhören, die sich nicht mehr verstanden fühlen und meinen ihre Zukunft liegt in der Rückwärtsgewandheit einiger weniger....
Heute bin ich mal wieder in Slowenien unterwegs gewesen, um aus Villach rauszukommen und die Region zu erkunden. Heute stand der Slap Kozjak auf dem Programm. Ein Wasserfall im Soca Tal....Ist ein Fluss....Dazu wann anders mehr. Auf dem Rückweg sind wir dann durch die kleine Stadt Korabid gefahren, und aus dem fahrenden Auto habe ich ein kleines Lokal (Hisa Polonka) mit dem Schild Local Brewery vor der Tür gesehen. Da stand für mich sofort fest, hier wird gegessen! Zumal ich nicht Fahrer gewesen bin. Zu elektronischer Musik gab es Burger aus regionalen Produkten sowie ein Pale Ale und ein Indian Pale Ale. Die Brauerei heisst übrigens FEO Brewery. Alles sehr sehr lecker und irgendwie beeindruckend. Beeindruckend, weil Slowenien ansonsten irgendwie ein bisschen entrückt und aus der Zeit gefallen wirkt. Und ich nicht erwartet hätte, hier und heute, an diesem Ort auf so ein kleines und feines Lokal zu treffen!
Gestern ging es in den Triglav Nationalpark, der etwa eine Stunde mit dem Auto von Villach entfernt ist. Am besten fährt man über den Wurzenpass nach Slowenien und ist dann schon fast da. Im Nationalpark gibt es ziemlich viel zu sehen, bin aber erst gestern dazu gekommen mit der Besichtigung der Vintgar Klamm endlich mal einen Anfang zu machen. Diese 1,6 km lange Schlucht ist allerdings im Sommer, dazu an einem Samstag, sehr beliebt bei Touristen. Kleinen, großen, dicken, dünnen, die sich alle über die Holzwege schieben. Ja genau, schieben trifft es am besten. Zum Glück konnte ich zwischen den ganzen Menschen ein paar Momente abpassen um fast ungestört zu fotografieren. Aber während ich mich durch die Klamm habe schieben lassen, fragte ich mich, ob ich in diesem Moment eigentlich auch Tourist bin oder eher Zugezogener? Ich wohne ja schließlich fast gleich um die Ecke!
Nach der Arbeit noch einmal schnell mit Rad in die Natur zu fahren um die ganze Lethargie, die man an so einem Arbeitstag sitzend vor einem PC gesammelt hat, loszuwerden. Das kann man hier in Villach gut machen. Und es gibt sogar Radwege ohne viele Höhenmeter, die für ehemalige Tiefebenenbewohner wie mich auch geeignet sind. Entlang des Gailradwegs ging es raus aus Villach ohne konkretes Ziel. Als wir ein kleines Stück auf der Straße fahren mussten, fuhren wir zu zweit nebeneinander, es war ja schließlich nichts Los auf der Straße. Die Straße machte eine kleine Krümmung und wir fuhren deutsch-italienisch-englisch sprechend auf der rechten Fahrbahn, als ein kleiner Renault Kangoo uns hupend überholte und wir durch das halb geöffnete Fenster Unmut wahrnahmen. Ich freundlich zurück grüßend, mit dem Autofahrergruß, der in leicht ähnlicher Form von der Queen zum Grüßen ihrer Untertanen benutzt wird, meinte es jedoch weniger wohlwollend…..21….22….23…..Der kleine Renault macht eine Vollbremsung, eine kleine, ältere Frau springt aus dem Auto, wütend, schreiend: Seids ihr Deppert? Ihr fahrt zu zweit nebeneinander und die Straße macht eine leichte Kurve. Wie soll ich euch da überholen?! Ich war etwas verdutzt, mein italienischer Mitradfahrer ebenso, entgegnete nur, dass es hier eben sei, und man 300 m weit blicken kann. Wenn das nicht reiche…..Dann weiß ich auch nicht. Schnaubend sprang die Frau zurück ins Auto und fuhr davon. Als der Italiener mich bat diese Situation auf Englisch wiederzugeben, um die Motive der Frau zu ergründen sagte ich nur. Example of cultural gap.
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt,....oder so ähnlich. Hatte Heimatbesuch aus Hannover, da ich mich dort jetzt ja nur noch zeitlich limitiert blicken lassen kann. Arbeit und so. Aber auch schön, all das Neue: Berge, Dreiländereck, Provinziöität und Österreich, mal denen zu zeigen, mit denen ich die letzten 8 Jahre in Hannover verbracht habe. Also bei Kaiserwetter ein bisschen mit dem Auto in Italien den Lago di Fusine gezeigt, und durch Slowenien zurück über den Wurzenpass nach Villach gefahren um den Sonnenuntergang auf dem Villacher Hausberg, dem Dobratsch, zu genießen. Bei so viel Eindrücken, kann man fast denken, dass die 9 Stunden Zugfahrt aus Hannover sich doch gelohnt haben.
Also, ich weiß ja nicht, wer sich noch erinnert, aber als ich 2015 für 10 Tage in Bologna "arbeiten" durfte, sind wir nach den täglichen Vorträgen immer in die Innenstadt, um bei einer Flasche Wein frisch aufgeschnittenen Schinken zu essen. Um den Abend einlzuleiten, klar oder? Die Italiner wissen halt, wie man lebt. Nun wohne ich ja gerade sehr dicht an Italien, so dass mein einziger fehlerfreier Satz in Italienisch Dove andiamo questa sera? endlich mal passend ist. Wir sind nämlich zum Prosciutto Festival nach San Daniele, unweit von Udine gefahren, einafch mal so spontan, um, ja warum eigentlich. Genau, Wein zu trinken und eine große Platte mit frisch aufgeschnittenem Prosciutto zu essen. Getreu dem Motto, läuft bei uns....
Ok, also, ich habe bisher oft beim Wandern den Weg, dieses ständige auf und ab verflucht. Einfach weil es anstrengend und gleichermaßen sinnlos ist. Fast wie eine Parabel auf das Leben. Aber ich muss zugeben, dass ich letzten Samstag an einem Ort, dem Lago die Fusine Inferior (gibt nämlich noch den Superior), war, an dem es mir richtig gut gefallen hat. Und ich diese dämlichen Berge nicht verdammt habe. Schön ist dieser kleine Bergsee in der Nähe von Tarvis, mit dem 2679 m hohen Mangart im Hintergrund.
Als Norddeutscher bin ich es immer noch nicht gewohnt, dass man hier in den Bergen rund um Villach erst lange hoch gehen muss. Das ist zumeist sehr anstrengend für mich, dann genießt man kurz den Ausblick und geht relative lange wieder runter, was zwar nicht so anstrengend ist. Dafür ist es aber unangenehm, weil man in seinen Schuhen immer nach vorne rutscht. Gestern war aber zumindets ein kleines Stück des Weges oben am Ziel auf 1600 m eben, sodass man entlang wandern, ja fast schlendern konnte, und sogar die Aussicht während des Wanderns genießen konnte. Irgendwie ist man es als Norddeutscher ja eher gewohnt, mehr oder weniger aufwandslos von A nach B zu kommen. Getreu dem Motto, das Ziel ist das Ziel. Hier ist es irgendwie auch der Weg, wenngleich immer anstrengend. Also mehr so, der Weg ist das Ziel. Vielleicht war Konfuzius ja auch ein Wanderer.
Für mich als Norddeutschen, der an den Anblick von Surfern jeglicher Art durch seine Küstennähe gewöhnt ist, ist es doch etwas verwunderlich bei sonnigen 27° C jemanden im Neoprenanzug durch den englischen Garten in München laufen zu sehen. Gut nun ist die bekannteste Welle Deutschlands wohl nicht unbedingt in St. Peter Ording oder vor Sylt sondern im Münchner Eisbach. Natürlich ist es beeindruckend wie inmitten einer Großstatdt, fern von Küste, Meer und Wellen dem Lebensgefühl des Surfens gehuldigt wird. Und für die Touristen ist es ja auch was. Wer rechnet schon damit, in München Surfer zu treffen?!