Der vorletzte Halt unseres Roadtrips ist Palm Springs, in der Sonora Wüste und bekannt für Aussteiger und mid-century Architektur....Irgendwann während unseres Trips gab es einen Tweet von Donald Trump, in dem er vier demokratische Abgeordnete des Kongresses angriffund Ihnen empfahl in ihre kaputten Länder zurück zu gehen und dort zuerst zu helfen, bevor sie die USA kritisieren. Einfach nur rassistisch! Drei der vier sind in Amerika geboren worden, eine aus Somalia eingewandert und mittlerweile selbstverständlich mit amerikanischem Pass. Im bevorstehenden Wahlkampf um die Präsidentschaftswahlen 2020 schien sich bereits letztes Jahr zu zeigen, dass Ausgrenzung und Rassismus ein Thema werden. Bei einem Wahlkampfauftritt riefen Trumps Anhänger „Send them home“, also schickt diese vier nach Hause. Trump hat dann angesprochen darauf, ob er es nicht rassistisch findet was er von sich gibt, verneint (natürlich) und auf die Frage, warum er diese Sprechchöre während seiner Rede nicht unterbunden hat geantwortet: „Ich fand sie auch nicht nagemessen und habe sofort weitergesprochen“. Nach 13 Sekunden, quasi sofort…..
Leider hat sich gerade in den letzten Wochen gezeigt, dass sich meine Eindrücke vom Sommer 2019 bestätigt haben.
Nachdem wir also am Rande des Grand Canyons einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben durften und am Abend in Tusayan eine ganz-und-garnicht wunderschöne Unterhaltung mit einem Hobby-Nazi aus der Schweiz hatten, ging es am nächsten morgen nach Palm Springs. Unsere längste Etappe lag vor uns, mit einer reinen Fahrzeit von über 7 Stunden. Der Weg von Tusayan nach Palm Springs war doch schon arg eintönig. Nichts zu sehen ausser Sand, Sträucher und Felsen in der Ferne, die Straße geht schnurstracks geracdeaus und macht höchstens alle 35 min mal eine kleine Kurve. Dazu muss man sagen, dass es in Arizona auch ziemlich heiß war, sodass das Thermometer bis auf bis auf 118 °F (48 °C) gestiegen ist. Nach einem Großteil der Strecke mussten wir Tanken. Wir waren gerade über die Grenze der Bundesstaaten nach Kalifornien gefahren und kamen in Vidal an diese Kreuzung mit Tankstelle. Sonst war da nichts, bloß die Hitze und die Straße. Eine Szene wie aus einem Film der Coen-Brüder. In der Tankstellen waren auch ein paar komische Gestalten (passend zu besagten Filmen) und eine der größten Basecap Aushwahlen, die ich je gesehen habe (auch passend zu ....). Wer um Himmels Willen kommt hier her um eine Basecap zu kaufen?
Wir haben also den Sonnenuntergang am Grand Canyon verbracht, das Farbenspiel der untergehenden Sonne auf den Felsen angeschaut und wurden langsam hungrig. Also schnell zurück mit dem Auto nach Tusayan, wo auch unser Hotel war. Wir suchten uns klassisch ein Steakhouse und sprachen über den langen Tag, das weite Fahren und die Faszination beim Betreten der Kante des Grand Canyon, als wir vom Nebentisch angesprochen worden sind. Wie sich rausstellte, hörte ein Schweizer, der mit seinen beiden Söhnen auf USA-Trip war, etwas mit und sprach uns an. So far so good, netter Smalltalk und dann der Schwenk auf unsere Bundeskanzlerin und ihre Entscheidungen während der Flüchtlingskrise 2015. Seinerseits Unverständnis (man müsse ja auch an die Schweiz denken, was soll passieren wenn die Flüchtlinge dahin gehen?!) und die üblichen rechten/AfD-„Argumente“. Unser freundlicher Hinweis, we agree to disagree und würden nun gerne weiter Essen half nichts. Er wollte seine beschränkte Weltsicht loswerden, und uns so den Abend versauen. Idioten gibt es leider überall, und man trifft sie auch überall. Im Nachhinein bin ich froh, dass wir ihm die Stirn geboten haben, in der Hoffnung seine Söhne haben uns gut zugehört und werden nicht so rassistisch-ignorant wie der Vater!
Der letzte Post ist bereits über einen Monat her. Während mir nichts unters Auge gekommen ist, zu dem ich hier was schreiben wollte, ist in der Zwischenzeit seitens Corona einiges passiert. Sinkende Fallzahlen in Deutschland, gewöhnen an die neue Normalität, erst Lockerungsübungen dann Lockerungswettrennen. Immer wieder Föderalismus aber trotzdem die Erkenntnis, dass wir die erste Welle des Corona Ausbruchs verhältnismäßig gut überstanden haben. Nun wieder Debatten um die Wirtschaft, und den Sommerurlaub. Trotz Angst vor der zweiten Welle, berechtigt?
Und nebenbei zerlegt ein Virologe die Bild Zeitung mit 5 Worten. Ich habe Besseres zu tun! Da Wissenschaftskommunikation, nicht mit dem Journalismus der täglichen Medien unmittelbar kompatibel ist, freut es mich umso mehr, dass hier engagiert für das Schaffen von Wissen gekämpft wird! Mittlerweile habe ich die ersten physischen Termine, die mich letzte Woche zu Gesprächen mit Abgeordneten des Bundestags geführt haben. Super spannend und eine große Ehre, wissenschaftliche Erkenntnisse zu abstrahieren und Entscheidungsträgern zu vermitteln.
Nun sind wir wie bereits erwähnt stundenlang von Las Vegas gefahren, und je näher wir laut Navi Tusayan kamen, desto eintöniger wurde es. Man erwartet ja was super beeindruckendes, da der Grand Canyon aber nach unten geht, ist er anders als beeindrucke Gebirge nicht am Horizont zu sehen. Wir kamen dann endlich nachmittags in Tusayan an, checkten schnell ein und machten uns auf den Weg zum Grand Canyon Visitor Center am südlichen Ende. Typisch amerikanisch fährt man mit dem Auto fast bis zur Kante des Grand Canyons. Nur aussteigen, 30 m zu Fuss gehen und staunen. Ich habe noch nie so viel Weite auf ein Mal gesehen. Es war ein gigantischer, überwältigender Anblick. Wir hatten etwas Zeit eingeplant um bis zum Mather Point zu laufen und während des späten Nachmittags auf die untergehende Sonne zu warten. Der Grand Canyon wechselte also mit sinkendem Sonnenstand stetig seine Farbe zu immer kräftigerem Rot. Wir haben dann einen der herllichsten Sonnenuntergänge gesehen, den ich bisher erlebt habe.
Zwischen uns un dem Grand Canyon lagen knappe 300 Meilen. Nach dem Gefühl, dass uns Las Vegas irgendwie alle enttäuscht hat, hatten wir die Hoffnung, dass der Grand Canyon nun so wird, wie wir ihn uns vorgestellt haben. Wenngleich das mit dem Vorstellen bei etwas wie dem Grand Canyon fast unmöglich ist. Wie soll man sich etwas vorstellen, was man noch nicht einmal annähernd so gesehen hat. Nach der eindrucksvollen Landschaft im Yosemite Nationalpark waren wir nun also super gespannt, wie es wohl am Grand Canyon ist, erwarteten wir Großes! Hatten allerdings noch etwas mehr als 4 Stunden im Auto durch sehr eintönige Landschaft vor uns. Zu sehen war ausser sehr viel Weite, die gelegentlich durch kleine Orte mit Tankstellen gestört worden ist, nicht viel. Inbesondere die letzten 1,5 Stunden zum Grand Canyon waren extrem monoton. Fast ausschließlich ging die Straße geradeaus, es war topfeben, keine Felse oder Berge am Horizont und links und rechts nur kleine Sträucher. Und wir fragten uns langsam, ob sich dieses stundelange rumgegurke in der Landschaft denn überhaupt lohnt.
Während sich hier alles um Corona dreht, mal darüber diskutiert wird, wer wie stark betroffen ist und ob Föderalismus nun gerade seine Stärken zeigt oder wir Lockerungsdiskuissionsorgien in den Medien zelebrieren, rücken wirklich wichtige Nachrichten aus dem Fokus. So zum Beispiel die aktuelle, katastrophale Situation in den griechischen, türkischen und syrischen Flüchtlingslagern. Die Situation war vor Corona schon beschissen, und ich frage mich, wie social distancing in Flüchtlingslagern funktionieren soll. Erschreckenderweise gibt es immer noch keine EU-weite, solidarische Lösung um dort zu helfen, wo die Hilfe gerade dringend benötigt wird. Und das im Neunten Jahr des Syrienkriegs. Zum Glück gibt es die Arbeit der NGOs, die ihr bestes geben, und einfach versuchen zu helfen. Leider wird darüber kaum berichtet. Ich finde, niemand sollte zurück gelassen werden. Getreu dem Motto der Seebrücke: LeaveNoOnebehind.
Wir machen uns lockerer gerade. Die Maßnahmen um die Ausbreitung zu Coronavirus einzuschränken werden nun schrittweise gelockert. Es wird diskutiert, ein Bundesland eilt voraus (Söder oder Laschet), einige hinterher (Günther, Bouffier,...) und schließlich gibt es eine bundesweite Einigung. Danke Föderalismus (Ironie!). Grundlage der Lockerung ist die Pflicht eine Maske, um andere vor sich zu schützen, zu tragen. Bin gespannt wie es klappt. Berlin ist seit bekannt werden wieder lockerer, also voller geworden. Der social distancing Abstand von 1,5 m scheint nicht mehr ganz so strikt eingehalten zu werden. Persönlich (sowie dankenswerter Weise auch Frau Merkel, irritiert über die Lockerungsdebatte) hoffe ich, dass es nicht zu früh war. Und über das mit dem Föderalismus in Kriesenzeiten kann man ja, nach überstandener Krise, auch nochmal sprechen.
Ostern war dieses Jahr anders. Dass es anders werden würde, war ja seit Beginn der Kontaktsperre klar. Und es war ungewohnt, da es bei uns ein großes Familienfest ist. Sonst. Dieses Jahr also jeder für sich, ich bin trotz unklarer Einreiseverhältnisse nach Schleswig Holstein zu meinen Eltern gefahren und wir haben im kleinsten Kreis ein Osterfeuer und ein gemeinsames Osterbrunch gemacht. Da aber nicht wie sonst, meine ganzen Freunde in Dithmarschen bei Ihren Eltern zu Besuch sind und hier in Schleswig Holstein wirklich alles zu ist (bis auf Supermärkte), war gar nichts los. Subjektiv viel weniger als in Berlin. Zum Glück hat mein Vater eine neue Idee, was er bauen kann, sodass die Ostertage gut mit Gartenarbeit gefüllt waren.
Durch die Abwesenheit des üblichen Straßenbildes, also das der Pre-Corona-Zeiten, sieht man die Stadt mit anderen Augen. Normalerweise beachtet man in Berlin die unzähligen Bars, Cafés und Restaurants nicht weiter, nicht aus Ignoranz, sondern aus Gewohnheit. In Berlin ist man es gewöhnt, an jeder Ecke ein kleines Café oder ein Bar zu haben, sodass es selbstverständlich ist, dass sobald die Sonne scheint, der Feierabend ruft oder man mit Freunden was Trinken will, sich dort zu treffen. Die Stadt ist wirklich immer (über-)füllt mit Menschen. Für mich ist es typisch Berlin. Und nun, in dieser surrealen Zeit gerade, fallen einem all die Cafés und Bars nun ins Auge. Weil eben niemand da ist, weil sie geschlossen sind. Weil man selber noch gar nicht in allen war und sich mit Lesen jedes Schildes, das von vorübergehender (und existenzbedrohender) Schließung spricht, fragt, ob man nach dem Ende der Maßnahmen hier noch wird hingehen können.
Durch die Kontaktbeschränkungen gehen die Tage recht fließend ineinander und fühlen sich recht gleich an. Die Abläufe und Routinen sind irgendwie ziemlich ähnlich, egal welcher Wochentag ist. Villeicht nicht unbedingt nur durch das tägliche Home Office, allerdings habe ich auch zu Doktorandenzeiten oft Sonntags für ein paar Stunden gearbeitet. Im großen Ganzen ist nun irgendwie jeder Tag ein Sonntag. Die meisten Geschäfte haben zu, viele Leute gehen spazieren, und eine Stadt wie Berlin wirkt nun trotz der derzeitigen Ausnahmesituation sonntäglich entspannt. Natürlich trifft dies nicht auf alle zu und ist ein rein subjektives Empfinden. Viele sind gerade enormen Stress ausgesetzt, sei es durch die Arbeit in systemrelevanten Berufen oder das (ungewohnte) andauernde häusliche Umfeld oder einfach durchs Kontaktverbot selbst. Trotzdem beobachte ich viele Leute, die nun etwas innehalten und sich und ihr Leben reflektieren.
Haltet zusammen-------------Mit ein bisschen Abstand. Steht am Haus der Kulturen der Welt am Rande des Tiergartens. Gestern bin ich an der Spree am HKW vorbeigelaufen. Von der Rückseite an der Spree bin ich die Stufen hoch auf den Platz rund um das Gebäude und dann die Stufen auf der Vorderseite wieder runter. Dort habe ich diesen Tennisspieler gesehen, der seinen Volley geübt hat. Tennis ist ja eigentlich ein Sport, bei dem es nicht schwer fällt, von seinem gegenüber mindestens 1,50 m Abstand zu halten. Man ist ja sogar noch von einem Netz gertennt. Also ein socialdistancing-geeigneter Sport im Gegensatz zu so jedem Mannschaftsssport. Aber so ist es natuerlich noch sicherer.
Ein Foto erzählt immer einer Geschichte. Die Frage stellt sich, welche Geschichte man erzählen will? Man könnte nun reißerisch schreiben, dass die Menschen anstehen müssen, weil durch Hamsterkäufe Nudeln, Mehl und Toilettenpapier aus sind. Sowas erzeugt nachtürlich Auflage, Klicks und Aufmerksamkeit. Oder man berichtet eben nüchtern, was wirklich zu sehen ist. Menschen, die vor einem Supermarkt Schlange setehen. Aus Respekt den anderen gegenüber mit Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter. Und sie stehen nicht an, weil etwas ausverkauft ist, sondern weil die Supermärkte Verantwortung übernehmen und nur eine begrenzte Anzahl an Personen zur selben Zeit in den Supermarkt lassen. Um eine mögliche Übertragung bestmöglich zu verhindern, andere und ihr Perosnal zu schützen. Man muss in diesen Zeiten wohl noch genauer als sonst hinsehen, wer über was berichtet und was die Hintergründe sind.
Als wir vor 10 Tagen die Aufforderung des Ministeriums, ein Konzept für unsere Evaluation, diese virtuell zu veranstalten, vorzuelegen, waren wir (das Team der Forschungsfabrik) ganz schön besorgt. Aus einem 2-tägigen Präsenztermin mit Ministerium, Gutachtern, Projektträger und uns sollte eine Webkonferenz werden. Allein der erste Tag umfasste ursprünglich Themeninseln mit denen wir unsere Arbeit real erlebbar machen wollten. Das musste nun alles ins Internet umziehen, irgendwie. Wir haben sogar den standortübergreifenden Austausch von Wafern zeigen können. Also haben die 37 Teilnehmer*Innen, verteilt auf ganz Deutschland geshehen, wie unsere Kollegen zwischen Duisbug und Dresden Wafer ausgetauscht haben. Die ganze Evaluation hat insgesamt virtuell ziemlich gut geklappt!
Mittlerweile ist der 14. Tag im Homeoffice angebrochen. Die Spaziergänge durch Berlin, wie hier entlang der Spree auf Höhe des Hauptbahnhofs, zeigen, dass mittlerweile fast alle die Maßnahmen ernst nehmen und beherzigen. Auch wenn die Lage mit Blick auf die weiter steigenden Fallzahlen angespannt bleibt, macht sich zumindest bei mir etwas Hoffnung breit, dass die Maßnahmen greifen. Nun gilt es sicherlich den Blick auf alle zu werfen und zu unterstützen, die finanziell massive Einußen haben (Geschäfte, Restaurants, Bars, Selbständige,...) oder nachwievor an vorderster Linie in den Krankenhäusern, Pflegediensten und Gesundheitsämertn arbeiten. Die Arbeit im Homeoffice ist recht unproblematisch, mitlerweile hat man diverse Konferenztsysteme im Griff und gewöhnt sich an eine recht effiziente Meeting Kultur. Einzig Meetings, bei denen Teilnehmende sich zum ersten Mal Treffen sind virtuell deutlich schwerer. Man lernt sich doch eben in Persona viel besser kennen.