Mittlerweile bin ich seit 3 Monaten wieder in Deutschland, aber seit knapp einer Woche ist Raj in Deutschland. Der, der im Januar geheiratet hat. Ist jetzt für 3 Monate Gastwissenschaftler bei uns am Institut. Toll! Und was erzählt er mir als erstes? Der place to be auf dem Campus des IIT Kharagpur, der Platz auf dem sich alle nachmittags zu einem Chai treffen, der Platz auf dem ich morgens mein Lieblingsfrühstück (5 Pooris, Aloo Dum und einen Chai) zu mir genommen habe, der/die/das Tikka ist geschlossen worden! Gut es war auch der Platz, an dem ich das erste Mal indisches Essen (innerhalb Indiens) zu mir genommen hatte. 2013 war es und Ajit meinte es sei nicht scharf und hygienisch nicht bedenklich. Pustekuchen, der Durchfall zeigte das Gegenteil. Genau dieses Zentrum des Austauschs und des, trotz allem, guten Essens ist geschlossen worden. Und warum? Weil sogar die Inder es dort für nicht hygienisch genug halten.
Jetzt, wo ich das erste Mal seit Indien Haare geschnitten habe (ich habe kurz überlegt, dafür wieder nach Indien zu fliegen), ist mir dieses Bild wieder eingefallen. Ich habe ja schon ein anderes Bild aus dem Glow In Beauty Parlour, den ich in Anbetracht der Hochzeitsfeierlichkeiten aufgesucht hatte, veröffentlicht. Damals habe ich aber nicht über die bengalische Art (nicht alle machen das so!) das SCH auszusprechen geschrieben. Wörter wie fish oder shower werden im englischen mit SCH ausgesprochen. Jedoch nicht von vielen Bengalen, die stattdessen fiss oder sower sagen. Wenn man nun beim Friseur sitzt und dieser nach verrichteter Arbeit fragt, Sir safe?!, was ist dann wohl gemeint? Nicht etwa, ob der neue Haarschnitt ein sicheres Ding ist, sondern ob er auch ne Nacken/Haaransatz shaven (rasieren) soll. Ich glaube der Friseur hat mitbekommen, dass ich ziemlich verwirrt war. Ging aber nicht nur mir, sondern auch Jan so. Wieder was dazu gelernt!
Achso, der Junge Mann gehörte irgendwie zum Friseursalon dazu, war aber nicht mein Friseur.
Zusammen mit 550 geladenen Gästen (viele von der Uni, und einige aus dem niedersächsischen Landtag) und Presse warteten wir alle der Dinge, ich beobachtete den Secret Service und Alexander Dobrindt, der umherlief. Seine Anzüge, sind im wahren Leben noch hässlicher als im Fernsehen, der trägt ja immer so großkarierte Muster.Kurz nach 11 Uhr kam Angela Merkel zusammen mit Steffen Seibert (dem Regierungssprecher) rein, wenig später hies es: "Ladies and Gentleman, please welcome US President Barack Obama“. Was blieb hängen? Obama macht den Europäern Mut, fordert sie auf ihre Rolle in der Welt einzunemen und zietiert Konrad Adenauer: "Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle"!
Wir saßen in Mumbai in der Nähe des Gateway of India im Stadtteil Colaba auf der Dachterrasse eines Hotels und genossen die „kaufe 3 Bier und bekomme 4“-Aktion, als uns auffiel, dass in weniger als 200 m Luftlinie eine große Hochzeit stattfindet. Auf einem Pier im Hafen war eine Open Air Hochzeit in vollem Gang, prächtigst herausgeschmückt, unfassbar viele Menschen (selbst für indische Hochzeitsverhältnisse) und viele sehr sehr schick angezogene Menschen. Nicht so wie auf der Hochzeit in Bengalen, wo selbst der Bräutigam Flipflops trug. Sondern Hochzeitsgäste mit richtig Geld. Natürlich war unsere Neugierde geweckt, und als wir mit unserem Bier fertig waren, gingen wir zum Eingang der Hochzeit. Mehr aus Spaß, fragte ich einen herauskommenden Hochzeitsgast ob meine Freunde (Jan und Johanna), nicht einmal einen kurzen Blick in das innere der Feierlichkeiten riskieren können. Ich selbst war ja schon auf vier indischen Hochzeiten und verzichtete....Zunächst sind beide, inklusive des netten Hochzeitsgast, der gastfreundschaftlich, wie die Inder sind, sagte kein Problem, kommt mit, von Sicherheitsleuten aufgehalten worden. Da half nicht mal, die in Indien exotische, weiße Hautfarbe der beiden. Mit einem Trick des Hochzeitsgasts konnten die beiden doch noch kurz hingehen. Er sagte einfach, beide seien frisch verlobt und auf Hochzeitsreise.
Am Vorabend der Backwaterstour sind wir in Alleppey in einem kleinen Hostel angekommen, von wo aus wir die Tour durch die Backwaters gestartet haben. Das Hostel (Wind´n´Waves) war ein Tipp von Phillip (der kleine rothaarige Deutsche, der mir fast die Aufmerksamkeit auf der Hochzeit gestohlen hätte). In Alleppey, direkt am Strand, fiel mir auf, wie wenig ausländische Touristen am Strand unterwegs waren. Es waren lediglich ein paar Backpacker unterwegs, aber für den verhältnismäßig sauberen und schönen Strand, das ideale Reisewetter und die Ruhe dort, viel zu wenig los. So können die wenigsten Einheimischen vom Tourismus leben, wenn nur die Backpacker kommen, die sich lieber für 2 € pro Nacht ein Zimmer mit 7 anderen Teilen, als 7 Euro zu zahlen und sogar ein richtiges Bett und Fenster zu haben. Und noch was viel mir auf. Als ich abends die 50 Meter zum Strand gelaufen bin, standen ein paar Fischer, die gerade vom Angeln zurückkamen, auf einer kleinen Straße. Die Hunde warteten schon darauf, dass die Fische ausgenommen werden und ich dachte gleich werde ich gefragt wo ich herkomme und wie groß ich bin. Aber nichts, alle standen seltsam unbeteiligt herum, redeten auch nicht wirklich miteinander und schienen seltsam unbeschäftigt. Vielleicht waren sie auch einfach alle nur müde von einem anstrengenden Tag...
Nachdem mich der letzte Beitrag kurzzeitig wieder aus Kerala zurück nach Mumbai gebracht hat, geht’s wieder nun wieder gute 1000 km näher an den Äquator. Google Maps sagt übrigens, die Zugverbindung dauert einen Tag und 5 Stunden, zum Glück geht es mit dem Mauszeiger bedeutend schneller.... Also zurück nach Alleppey auf die Backwaters, 35 Grad Celsius, Sonnenschein, keine Wolke am Himmel. Ach ja, und 65% Luftfeuchtigkeit. Während ich also damit beschäftigt gewesen bin, nicht zu schwitzen und die Landschaft zu geniessen viel mir auf dass an diesem Donnerstag Vormittag sehr viele Frauen ihre (und vermutlich die der Familie) Wäsche an den Backwaters gewaschen haben. Raus aus dem Haus, kurz auf deine kleine Mauer gestiegen und die drei Stufen runter. Waschen. Zwei Dinge gingen mir dabei auch durch den Kopf: erstens, Waschen geht auch ohne Waschmaschine, so wie früher. Zweitens, ich habe bisher ausschließlich Frauen private Wäsche waschen sehen. Die Männer die ich sah, übten das als Beruf aus, auch so wie früher?
Ich habe gerade heute in einer großen deutschen Tageszeitung gelesen, wie man seinen Urlaub bewusster genießen kann (oder sollte?), indem man weniger fotografiert und sich der Konsequenzen seiner Bilder bewusst sein muss. Gerade bei fremden Kulturen, bei denen ein ungewolltes Foto, wenn es durch social media geht oder für andere Zwecke verwendet wird, kann ein solches Bild für Probleme sorgen. Sei es die bloße Verletzung von Persönlichkeitsrechten oder die Missachtung von Ehre. In Indien hatte ich oft den gegenteiligen Eindruck, so wie bei diesem Bild aus Mumbai, als ich durch ein Viertel in Nähe des Chor Bazars ging. Ich fiel als großer Weißer doch sehr auf, allerdings nur den Kleinen, denn alles war von regem Treiben und Hektik geprägt. Aber es sind immer wieder die Kleinen, die wenn sie mich fotografieren sehen, winken und rufen. Ich genieße diese Momente, weil sie nonverbale Interaktion ermöglichen. Freude auf beiden Seiten, festgehalten mit meiner Kamera.
Dass Kerala touristisch sei, hatte ich erwartet. Ganz besonders war das meine Erwartung an die Backwaterstour rund um Alleppey. Aber irgendwie wurde ich enttäuscht, verglichen mit meinen Erwartungen, denn Kerala war weder touristisch sehr überlaufen noch war die Backwaterstour das erwartete Durchschleusen von Touristen. OK, es waren schon einige Touristen unterwegs, und fasst ausschließlich nicht-Inder. Dennoch gefiel mir vor allem der Tempowechsel, sobald man sich von Alleppey aus mit dem Boot Richtung Backwaters aufgemacht hat. Die ruhige Gangart der Boote, verglichen zu den hektischen Rikschas und überfüllten Bussen in den Straßen der kleinen und großen Großstädte und die Entspanntheit der Einheimischen. Diese haben sich mal so gar nicht von uns Touristen beeindrucken lassen.
Ist man auf den Backwaters in Kerala vergisst man innerhalb kürzester Zeit, dass Indien laut und voll (politisch korrekt: sehr dicht besiedelt) ist. Zwar ist man trotzdem Tourist und fühlt sich immer aufgrund der eigenen (unfassbar priviligierten) Lebensumstände wie ein Besucher eines riesigen Freiluftzoos. Trotzdem bleibt die Neugierde auf vorher Ungesehenes und Unerlebtes. Hier fiel mir besonders auf: auf den Backwaters geht alles langsamer, denn alles muss per Boot erledigt werden. Neben der beeindruckenden Landschaft und der beeindruckenden Ruhe, fallen besonders die Menschen auf, die alle möglichen Dinge auf oder mit einem Boot erledigen. Seien es die Arbeiter, die Baustoffe auf einem großen Holzkahn zu einer Baustelle befördern oder die Fischer, die einen wahren Balanceakt vollführen. So wie dieser, der auf einem Boot, das kam breiter als seine Hüfte ist, stehend Netze einholt, ohne dabei ins Wasser zu fallen.
Der indische Nationalfeiertag am 26. Januar war unser erster richtiger Tag in Kochi, da unser Flieger am Vorabend landete und der Weg zum Guest House auch noch bis in den späten Abend dauerte. Umso mehr waren wir am nächsten Tag von den vielen indischen Touristen, die an der Hafenpromenade Fort Kochis unterwegs waren beeindruckt, hatten wir doch mit viel mehr „weißen“ Touristen gerechnet. Irgendwann fiel uns dann ein, dass an diesem Tag der indische Nationalfeiertag war und deshalb soviele Inder ein verlängertes Wochenende eingelegt haben. Neben dem ganzen Trubel an der Hafenpromenade ist mir ein Künstler aufgefallen, der durch Straßenmalerei seinen Unterhalt bestreitet. Als ich ein Foto machte, schlief er zwar grad, aber rechts neben ihm an der Wand stand der Satz: God was an artist, not an engineer, der mich den ganzen Urlaub zum Nachdenken anregte. Als ich eine halbe Stunde später nochmals an dieser Stelle vorbei kam, schlief er immer noch...
Die Lebensmittelpreise sind Indien um ein Vielfaches günstiger als in Deutschland, sofern es sich um einheimische Produkte handelt. Aus deutscher Sicht kann man daher für wenig Geld, so 2-3 Euro, schon sehr gut Essen und satt werden. Daher fällt es gleich auf, wenn man in Mumbai oder Kolkata ist und Restaurants auf europäischem Preisniveau sieht. Für uns Touristen kein Problem, zeigt es jedoch wie groß der Unterschied zwischen Arm und Reich in diesem Land ist. Ein Chai Tee, das Nationalgetränk, kostet normalerweise 10 Rupien, also 15 cent. Egal wo. Jedoch in einem Restaurant kann dieser Tee schnell mal das Zehnfache kosten. Wenn man dann damit vergleicht, dass man für 118 Rupien ein ganzes Huhn auf dem Markt bekommt, ist das schon absurd. Gesehen habe ich das auf einem kleinen Markt in Munnar in den Bergen. Soll mal einer in Deutschland probieren ein ganzes Huhn, frisch geschlachtet und gehäutet für 2,50 € irgendwo zu bekommen.
Mumbai habe ich nun mit ein paar Beiträgen etwas beschreiben können, leider war einfach nicht genug Zeit in Mumbai, um diese große und zugleich faszinierende Stadt länger zu erkunden. Daher gehe ich mal chronologisch zurück zu der Station, wo wir vorher waren: Munnar. Wenn man es ganz richtig machen will, ist da noch eine nach in einem Hotel am Flughafen zwischen, aber außer das ich mich übergeben musste (merke: keine Salat in Indien essen!) war da nicht viel. Unsere 14 km lange Wandertour mit unserem Guide Isaac war da einfach viel zu Beeindruckend, als dass ich nur ein Bild davon zeigen konnte. Also gibt es nun ein weiteres Bild - im Rückspiegel quasi...-, schon schön, oder?
Am Tag vor der Abreise aus Indien stand noch ein bisschen Power Sight Seeing an. Vom Ziel des Abends, dem Art Festival in Kala Ghoda habe ich bereits ein wenig erzielt. Dieser Stadtteil ist im Süden nahe der CST Station, während unsere Unterkunft im Norden im Stadtteil Powai war. Also haben wir uns morgens auf den Weg gemacht und uns Richtung Süden gekämpft. Zunächst ging es zur Station Dadar um von da aus zu Fuß Richtung Süden durch die Stadtteile Lower Parrel und Bandra zu gehen. Von dort aus sind wir zum Chor Bazar gegangen, der in jedem Reiseführer als typisch Mumbai beschreiben wird. Um ehrlich zu sein, hat es mich nicht so sehr vom Hocker gehauen, wenngleich ich viele Straßen gesehen habe, die ich so vorher noch nicht in Indien gesehen habe. Also vielleicht doch typisch Mumbai. Typisch für die Gegend um Chor Bazar waren die kleinen Metallverarbeitenden Betriebe und die Arbeiter, die ihre Wägen mit dem Eisen durch die Stadt schoben. Wir sind auch hier ziemlich aufgefallen, viele Kinder haben uns zugewunken. Verstörend hingegen waren die Lebensumstände, denn offensichtlich haben viele Leute auch hier sehr wenig Geld zu Leben, was insbesondere durch die vielen Prostituierten im Straßenbild aufgefallen ist.
Am letzten Tag unserer Reise einmal quer durch Indien begann in Mumbai das Kala Ghoda Arts Festival. Kala Ghoda ist dabei ein Stadtteil, der für seinen vielen Künstler, Galerien und Austellung bekannt ist. Ich wollte unbedingt am letzten Abend zu diesem Festival was nach einer Odyssee durch die Stadt (das ist eine andere Geschichte) auch noch geklappt hat. Und es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dort den letzten Abend zu verbringen, denn ich habe mal wieder was über Indien gelernt: Zum einen haben die meisten Inder auf diesem Festival sich nicht die Mühe gemacht sich mit den Skulpturen, Exponaten, Bildern auseinanderzusetzen. Es werden Selfies ohne Ende gemacht, und die eigenen Kindern vor Skulpturen gestellt, die Kindesmissbrauch als gesellschaftliches Problem brandmarken. Was liegt da näher als davor ein Familienfoto zu machen. Zum anderen ist Mumbai doch anders als beispielsweise Kolkata, denn es waren sehr viele junge selbstbewusste Männer und Frauen unterwegs in einer faszinierenden Mischung aus indischer Kultur und westlichen Einflüssen. Das hätte ich gerne noch länger beobachtet, irgendwann musste es aber zurück zur Unterkunft, weil der Rückflug in der Nacht ging.
Bahnfahren ist in Mumbai die zuverlässigste Art von A nach B zu kommen. Die Züge sind erstaunlich pünktlich, verglichen mit den Autorikschas, Bussen oder Taxis. Diese stehen eigentlich während des ganzen Tages im Stau, lediglich in der Nacht hat man freie Fahrt auf den Straßen. Also fällt die Wahl des Verkehrsmittels nicht schwer, jedoch gibt es einen Haken: Man muss erst mal in den Zug reinkommen. Denn die local trains (die langsamsten, die überall halten) sind immer brechend voll. Die Inder lehnen sich während der Fahrt aus dem Waggon, springen schon vor dem Halt im Bahnhof ab und dann beginnt der Mobb zu toben. Zuerst kämpfen sich alle raus, während instantan die am Bahnsteig Wartenden schon brüllen und beginnen sich in den Zug zu kämpfen. Rumble in the Jungle! Das Foto konnte ich nur machen, weil wir am Abend Richtung Südmumbai unterwegs waren, während abends alle aus Südmumbai raus in die Vororte wollen. Also lässig aus dem Zug gelehnt, die Kamera gezückt und schnell ein Foto gemacht als wir in die CST Station einfuhren. Natürlich bin ich dann auch abgesprungen, bevor der Zug zum stehen kam...