Das reale, richtige Leben holt mich ein. Daher war ich in Österreich. Aus Gründen also, die hier nicht weiter nennenswert sind. War zum letzten Mal vor über 15 Jahren in Österreich, nämlich im Kleinwalsertal. Jetzt hat es mich für ein paar Tage nach Villach verschlagen. Landschaftlich das komplette Gegenteil von Dithmarschen. Aber auch schön, viel Sonne und Berge. Nur in einem sind sich Dithmarschen und Villach gleich: kein Schnee im Dezember. Wie dem auch sei, hier der Blick vom Dobratsch, so heißt der Berg, den mein Fremdenführer und ich erklommen haben. Erklommen ist ein bisschen übertrieben, den Großteil der Strecke sind wir mit dem Auto gefahren. Im Hintergrund, die großen Berge gehören übrigens schon zu Slowenien....
Als wir in am dritten Tag unseres Wüstentrips in der Nähe von M’Hamid unser Nachtlager in einem Camp nahe der Erg Chegaga Dünen aufschlugen, waren zunächst recht enttäuscht. In dem Camp, in dem wir waren, waren nur wir. Niemand anderes, außer unseren beiden Guides und uns. Keine anderen Leute zum reden, unsere Guides konnte nur broken englisch und nach 2 Tagen mit ihnen stand uns der Sinn nach richtiger Konversation. Daraus wurde leider nichts. Also kletterten wir auf die sehr beeindruckenden Dünen und schauten der Sonne beim Untergehen zu. Nach einem -wiedermal- sehr guten Abendessen haben wir uns einfach vor unser Zelt gesetzt und die Milchstraße angeschaut, über dies und das gesprochen und einen sehr entspannten Abend verbracht. Wie der Zufall so wollte, habe ich so viele Sternschnuppen wie noch nie gesehen. So viele, dass mir schon die Wünsche ausgegangen sind. Über diese Wünsche spricht man ja bekanntlich nicht, aber wenn sie schon in Erfüllung gegangen sind ist es denke ich ok....Habe mir natürlich gewünscht, dass meine Doktorandenzeit erfolgreich zu Ende geht. Und was soll ich sagen...Am Ende wird immer alles gut!
Sandsteinbögen, früher war der Plural korrekt, nun ist es falsch und muss im Singular ausgedrückt werden. Der Sandsteinbogen von Legzira. Vor ein paar Tagen lief im Dritten eine MareTV Reportage über die faszinierende Atlantikküste Marokkos. In vielen Einstellungen waren die Sandsteinbögen von Legzira zu sehen. Nur wenige Touristen verirren sich an diesen Teil der marokkanischen Atlantikküste in der Nähe von Sidi Ifni im Südwesten Marokkos. Als wir im September dort waren, stand allerdings nur noch einer der Bögen. Wind und Wetter hatten ein paar Tage bevor wir dort waren ihren Tribut gezollt und einer dieser beiden faszinierenden Bögen ist eingestürzt. Auch der eine verbliebene Bogen ist noch sehr beeindruckend und definitiv die Anreise an diesen abgelegenen Ort wert.
Was ist von der Marokkorundreise bei mir hängengeblieben? Zuallererst unser Fahrt durch das Atlasgebirge. Vor allem weil, die Straßen, wie man es auf diesem Foto irgendwo zwischen Telouet und Ait Ben Haddou sieht, überhaupt nicht für unseren kleinst Wagen (Achtung Schleichwerbung: Chevrolet Spark) geeignet waren. Hat ja aber geklappt. Gleichermaßen ist aber auch die sich ständig ändernde Landschaft und die Weite der Hochebenen im Atlasgebirge sehr faszinierend gewesen. Und wenn ich so darüber nachdenke, über Marrakech, die Wüstentour, die großen Dünen und die Atlantikküste nahe Mirleft, ist dieser Teil Marokkos, der durch dasNirgendwo führt doch am schönsten gewesen. Sogar für mich als Norddeutschen, der gerne schon zwei Tage vorher sieht, wer zu Besuch kommt.
Nicht halb zehn, kein Knoppers und erst recht nicht in Deutschland. Immerhin morgens passt. Das Foto habe ich kurz nach dem Sonnenaufgang geschossen. Wir sind von unseren beiden Guides, Mohsin und Mustafa geweckt worden. Extra für den Sonnenaufgang, kurz danach haben die beiden bereits angefangen unser Nachtlager abzubauen und alles für unsere Weitereise zu den großen Dünen Erg Chegaga vorzubereiten. Da ich auch nicht so der Morgenmensch bin (was noch eine Untertreibung ist), war ich mir der Unwirklichkeit des Moments in der Wüste früh morgens gar nicht bewusst. Aber wenn ich jetzt auf meinem Sofa im warmen Sitze könnte nichts unwirklicher sein, als dieser Moment nach einer Nacht im Zelt, inmitten der Wüste.
Auf dem Weg von unserer Unterkunft durch die kleinen und engen Gassen Marrakechs zum Djemaa el Fna sind wir mehrfach an einem sehr alten und rustikal eingerichteten Friseursalon vorbei gekommen. Zwischen all dem Trubel und der Hektik in den Gassen fiel mir dieser alte Friseur in seinem Salon auf, wie er gelassen seine Kunden rasierte und frisierte. Ich habe ihn dann einfach um ein Foto gebeten, da er für mich eine sehr eigene, zufriedene Ausstrahlung besitzt. Typisch für Marokko, so wie ich es erlebt habe, konnte ich das Foto nicht einfach so machen, sondern musste ihm ein paar Dirham dafür geben. Dafür habe ich dann auch mein Foto bekommen. Was solls, in Indien haben sich alle gefreut wenn ich sie fotografierte, in Marokko bin ich zum Teil beschimpft worden, nur weil ich um ein Foto gebeten habe. Andere Länder, andere Sitten...
Während wir die alte Koranschule Marrakechs besichtigten, entschlossen wir uns, einfach ein bisschen dort auf dem Boden sitzend zu verweilen. Um dem Trubel rund um dem Djemaa el Fna zu entliehen, ist die Koranschule bestens geeignet, neben der Tatsache, dass sie architektonisches sehr beeindruckend ist. Während wir als auf dem Boden saßen konnten wir ausgiebig chinesische Reisegruppen beobachten. Diese kamen in den Innenhof und fingen umgehend an Selfies von sich zu machen und sich gegenseitig in diversen Posen zu fotografieren. Dann schnell die Treppen rauf und aus dem Fenster geschaut, nicht etwa um sich das beeindruckende Gebäude anzuschauen sondern für neue Fotos. Dieses Schauspiel ging insgesamt 30 Minuten so. Dann, als wenn irgendwo der sprichwörtliche Sack Reis umgefallen wäre, waren alle schlagartig weg. Uns fiel diese Art von Sightseeing im Laufe des Urlaubs oft bei chinesischen Reisegruppen auf. Meine Art zu Reisen ist es nicht, allerdings habe ich auch keine Facebook-Timeline die gefüttert werden will.
Am Abend verwandelt sich der zentrale Platz Marrakechs, der Djemaa el Fna in eine vibrierende Mischung aus Touristenshow, Folklore und marokkanischem Alltag. Tagsüber sind fast ausschließlich Touristen unterwegs, die von Händler mehr oder weniger freundlich zu ihren Geschäften gelockt und zum kaufen animiert werden. Nachts gesellen sich fliegende Zahnärzte, Prediger, Schlangenbeschwörer und viele Einheimische dazu. Mitten auf dem Platz werden dann Essensstände aufgebaut, die Einheimische und Touristen gleichermaßen anlocken. Vor den Ständen stehen Bänke und Tische während dahinter das Essen zubereitet wird. Natürlich Tajine und allerlei gegrilltes, weshalb über dem Platz eine dicke Rauchwolke liegt. Egal ob man gerade gegessen hat oder nicht, wird man beim Durchschlendern durch die Gassen aus mobilen Essenständen immer aufgefordert Platz zu nehmen und eine Kleinigkeit zu essen. Wenn man doch wirklich schon satt ist, sagen einem alle ihren Namen und die Nummer. Remember! No. 32, Hassan! Next time!
Wie lässt man einen 1700 km langen Roadtrip durch Marokko ausklingen? Genau, am Meer! Nach unseren Tagen in Marrakech, der Fahrt durch das Atlasgebirge, die Übernachtung mitten in den Bergen im Nirgendwo, dem Wüstentrip mit Kamel, Wanderung, Nacht im Zelt und riesigen Dünen hatten wir nur ein Ziel, den Atlantik. Um die letzten zweieinhalb Tage auszuruhen, sind wir in ein Bed and Breakfast nach Mirleft gefahren. Der Blick ist direkt von unserer Terrasse auf den Strand. Gelegen an den Klippen einer kleinen Bucht, direkter Blick auf den Strand, an dem der Atlantik mit zwei Meter hohen Wellen tobte, war es der perfekte Ausklang, eines vorher nicht geplanten dafür aber umso abwechslungsreicheren Urlaubs. Alles hat geklappt, unser super super super Chrevolet Spark hat gehalten und wir sind heil wieder in Deutschland angekommen.
Die Fahrt mit dem Auto durch das Atlasgebirge war von zwei Eindrücken geprägt, der für unseren Kleinstwagen kaum erträglichen Schotterstraßen und der Weite der Hochebenen. Immer wenn wir uns die Serpentinenstraßen hoch und wieder runter gequält hatten und eine atemberaubende Aussicht genossen, wussten wir, hinter dem nächsten Berg sieht die Landschaft schon wieder ganz anders aus. Bis man aber über den nächsten Berg fuhr vergingen schier endlose Stunden auf schnurgeraden Straßen, die kaum mal ihre Richtung änderten. Diese Straßen auf den Hochebenen sind gleichsam zweifelsfrei faszinierend und einschläfernd. Außer uns waren kaum Autos unterwegs, oft vergingen Stunden bis uns ein anderes Auto entgegen kam. Mittendrin im Nirgendwo sahen wir jedoch hinundwieder ein Paar Menschen, die ihre Äcker bestellten oder am Straßenrand auf ein Taxi warteten.
Nach einem Abend in der Wüste mit unseren beiden Guides, Gesprächen in broken-english und einer Nacht im Zelt, inmitten des Nichts, sind wir am nächsten morgen nach kurzem Fußmarsch abgeholt worden, um zu richtig großen Sanddünen zu fahren. Mit weniger als einem Landcruiser kommt man in der Wüste auch nicht voran und so pflügten wir durch die Dünen, über Steine neben Kamelen. Halt haben wir in einer Oase gemacht, in der tatsäschlich Wasser aus dem Boden sprudelte, ganz bisschen. Im Umkreis von einigen Metern wuchsen dann auch Palmen in der Wüste, Frösche und Vögel waren zu sehen und hören und mir ging Musik durch den Kopf, natürlich von Oasis. Hätte nicht besser passen können. Zwei Zeilen aus dem Song Hey Now von dem 1995er Album (What’s The Story) Morning Glory?
"...You know that I gotta say time's slipping away
And what will it hold for me..."
Unser Guide Mohsin hat uns herzlich empfangen, durch die Wüste geführt, jede unserer Fragen versucht zu beantworten, uns ein Nachtlager aufgebaut, für uns gekocht und gesungen. Ok, wir haben auch Geld für unseren Wüstentrip bezahlt, somit ist das ja auch die Gegenleistung. Trotzdem hat sich das ein bisschen komisch angefühlt, da wir von Mohsin wie Freunde behandelt worden sind. Und ich glaube er hat sich mindestens genauso wie wir über die gemeinsame Zeit gefreut. Daher war es komisch zu sehen, dass er für uns alles gemacht hat und wir ihm nicht helfen durften, obwohl wir in der Wüste ja auch nicht so schrecklich viel zu tun hatten. Mohsin ist übrigens Tuareg und Anfang 20, seine Familienmitglieder sind eigentlich Nomaden, die mittlerweile ein kleines Haus in M’Hamid besitzen und ihr Geld größtenteils im Tourismus verdienen. Wenngleich man sagen muss, dass zurzeit extrem wenige Touristen in Marokko sind und es alles irgendwie ein bisschen verlassen wirkt.
Da saßen wir nun in unserem Zelt inmitten der Wüste. Am Rand der Sahara hatten unsere beiden Guides es während starkem Wind für uns aufgebaut. Hauptsächlich waren wir damit beschäftigt zu begreifen wo wir gerade sind, dass wir keine Toilette oder Dusche haben und dass wir die Nacht in der Wüste auf dem Boden in diesem Zelte verbringen werden. So saßen wir mehr schweigend als redend, jeder für sich in unserem Zelt, als Mustafa anfing zu kochen! Wir dachten es gibt ein bisschen Brot mit irgendwas. Weit gefehlt, denn Mustafa bereitet eine Tajine vor, mit Zwiebeln, Möhren, Kartoffeln, Erbsen, Tomaten, Oliven und Gurken und natürlich Fleisch, genauer gesagt Ziegenfleisch. Alles improvisiert und schwer beeindruckend, wie er in diesem kleinen Zelt unter so widrigen Bedingungen für uns gekocht hat. Helfen wollten wir zwar, durften es aber nicht, denn wir sollten uns ausruhen, sind ja schließlich fast 5 Stunden durch die Wüste gelaufen. Die Tajine haben wir dann zu viert mit den Händen und Brot zusammengegessen, sie hat phänomenal geschmeckt.
An unserem Ziel in M’Hamid hat uns der Bruder unseres Airbnb-Gastgebers aus Marrakech erwartet. Beide sind Touareg und eigentlich Nomaden. Den Abend bevor es in die Wüste ging, haben wir bei den Eltern in einem Lehmhaus verbracht und zusammen Tee getrunken und Tajine gegessen. Auch wenn wir nur ein paar Brocken französisch konnten und sie broken-englisch, hat die Verständigung doch geklappt. Am nächsten morgen dann noch schnell einen Turban gekauft und dann ging es zu Fuß mit Kamelen in die Wüste. Insgesamt waren wir zweieinhalb Tage in der Wüste und waren unter anderem bei den Erg Chegaga Dünen, bei denen dieses Foto entstanden ist. Wir haben auch in der Wüste in einem kleinen Zelt geschlafen und mit unseren beiden Guides Mohsin und Mustafa zu Abend gegessen.
Unser eigentliches Ziel ist ja die Wüste gewesen, weil wir es mal richtig sandig haben wollten. Da wir vor Abreise nicht wirklich geplant hatten, wie unser Road Trip so aussehen soll, haben wir spontan, nach einem Tipp entschieden, nach M’Hamid in die Wüste zu fahren. Dazu mussten wir aber das Atlas Gebirge überqueren, was sich als recht interessant herausstellte. So wirklich eine Vorstellung, wieviele Höhenmeter und welchen Distanz wir zurücklegen mussten, hatten wir nicht. Sind einfach mal losgefahren, hätten wir vorher gewusst, wie die Straßen so sind, würden wir uns wohl für ein geländetauglicheres Auto als einen Chevrolet Spark entscheiden. Es hat aber trotzdem irgendwie doch alles geklappt und wir haben die knapp 500 km von Marrakech nach M’Hamid in zwei Tagen gut geschafft. Landschaftlich war es sehr beeindruckend. Wir sind Serpentinenstraßen hoch und runter, durch Täler und kleinere Hochebenen gefahren. Hinter jeder Bergkuppe war die Landschaft wieder anders und wir sind aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen.